Beispiele für schmutzige Industrie - Asphaltmischwerk und Steinbrechwerk, Altreifen-Recycling-Anlage...
- In der Holsteinstraße ist ein Steinbrechwerk im Entstehen, das möglicherweise noch vergrößert werden soll.
Meist treten solche Betriebe zusammen mit Anlagen zum Be- und Entladen von Schüttgütern auf.
- Im „alten Industriegebiet“ gibt es ein Asphaltmischwerk.
Hintergrundinformationen: Asphaltmischwerke und Steinbrechanlagen
Nach einem Ergebnisbericht aus 9 Bundesländern liegen Asphaltmischwerke im Bereich von 40 - 70% der ermittelten Gesamtimmissionen (Staub).
Brecheranlagen liegen im Bereich von 80 - 90% der ermittelten Gesamtimmissionen (Berichtsauswertung von Emmissionskatastern aus 9 Bundesländern LAI-AISV-2011, Tab. 1 u. 2; Quelle: http://www.lai-immissionsschutz.de/serlet/is/20172). Sogenannte "Offene oder unvollständig geschlossene Anlagen zum Be- und Entladen von Schüttgütern" (4. BImschV) immittieren 80 - 90% der ermittelten Gesamtimmissionen.
Gemäß unserer Quelle (http://www.bi-asphaltanlage.de/uploads/media/UNW-Vortrag_Eckental_12.9.13_-_neu.pdf) gibt es gegenwärtig in der BRD laut BImSchG (Bundesimmissionschutzgesetz) für die Genehmigung von Asphaltmischanlagen
- kein öffentliches Verfahren und keine Antragsauslegung (§§ 4 u. 19 i.V. mit § 1 der 4. BImSchV u. Nr. 2.15, Spalte 2 des Anhangs 4. BImSchV)
- keine Bürgerbeteiligung, Einwände, Erörterung (existiert in Belgien, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz u. Italien)
- keine kontinuierlichen Abgasmessungen laut Gesetz (wie bei Kohlekraftwerken und Müllverbrennungsanlagen)
Da die Lärm- und Geruchsbelästigung und der Schadstoffausstoß von Asphaltanlagen hoch sein können, gibt es für die ca. 700 in der BRD betriebenen Asphaltmischwerke grundlegende, aber noch nicht umgesetzte umweltpolitische Forderungen:
- Wohn-Abstandsregelungen zu Asphaltanlagen: mindestens 2 km
- Bürgerbeteiligung/öffentliche Antragsverfahren vor Genehmigung
- Grenzwerte gemäß 17. BImSchV und kontinuierliche Messungen
- 3-stufige Abgasreinigungsanlage nach aktuellem Standard
- Verwendung von maximal 25% schadstoffhaltigem Recyclingmaterial
- Komplett eingehauste Brecheranlage mit Abgasfilteranlage
- Geruchsimmissionsbewertung für die reale Betriebszeit (nicht umgerechnet auf das Kalenderjahr)
- Abgasabsaugung auch für Mischer, Heißsilierung und Verladesilos
- LKW-Schleuse mit Unterdruck
- LKW-Beplanung noch in der Schleuse
- EMAS-Teilnahme zum Erwerb eines EU-Zertifikats mit jährlicher Minimierung der Umweltbelastungen
- Ständige Online-Überwachung
- Einrichtung eines Bürger-Online-Formulars für Beschwerden beim Umweltamt
Immissionen aus Teerprodukten enthalten polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die nicht nur geruchsbelästigend, sondern auch krebserregend sind. Daher sind sie im Straßenbau und bei der Herstellung von Teerpappe seit 1984 in der BRD verboten. Allerdings sind sie oft noch in Kunststoff- und Gummiprodukten enthalten (Kinderspielzeug!), in Altreifen und flächendeckend im Boden nachweisbar.
Mit diesen Altlasten müssen wir leben, und auch alte Kraftwerke geben noch solche Immissionen frei. Ebenso sind sie in Tabakrauch, Kraftstoffen und Heizöl enthalten und gelangen so in den Hausstaub.
Hier muss aber noch erwähnt werden, dass Asphaltmischwerke insbesondere dann nicht immissionsfrei sind, wenn sie Material aus der Zeit vor 1984 recyceln. Viele Straßen, die jetzt sanierungsbedürftig sind, stammen aus dieser Zeit. Außerdem: Die Kontrolle dieser Betriebe ist lückenhaft.
Wie es um das Asphaltmischwerk in Wahlstedt bestellt ist, wissen wir nicht.
Die stark giftigen und krebserregenden PAK (polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe) haben langfristige Wirkungen auf Föten und können Lungen-, Kehlkopf-, Haut-, Magen- und Darmkrebs verursachen. Auch für Organismen im Wasser sind sie hochgiftig. (Zur detaillierten Information über das Thema im Zusammenhang mit Asphaltanlagen verweisen wir auf das Internet; z.B.:
- Asphaltmischanlagen – Gefahr für Natur und Gesundheit der Bürger?...)
- Informationen über polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe
- Machbarkeitsstudie, Ausbreitungsrechnung der Lärmimmissionen im Umfeld der geplanten Steinbrecheranlage (Stadt Diepholz)
- Weitere mögliche Schadstoffe (Quecksilber, Blei, Arsen, Cadmium, Zink, Kupfer...) in Abgasen
Fazit
Asphaltmischwerke und Brechanlagen sowie Anlagen zum Be- und Entladen von Schüttgütern mindern unsere Wohnqualität, erhöhen unsere Umweltbelastungen und das Krankheitsrisiko, oftmals ohne dass wir dagegen juristische Handhabe haben.
ERGÄNZENDE INFORMATIONEN: MODELLBERECHNUNG FÜR LKW-VERKEHR ZUM BETRIEB EINER ASPHALTMISCHANLAGE
Altreifenrecycling im Industriegebiet Holsteinstraße?
In dem oben genannten Zeitungsartikel wird berichtet, dass in der Holsteinstraße neben dem geplanten Steinbrechwerk ein Betrieb für das Recycling von Altreifen entstehen soll. Was uns im Einzelnen erwartet, ist uns bis heute nicht bekannt. Bekannt sind aber verschiedene Verwertungstechniken, z.B. dass man Reifen zerkleinert, geschredderte Altreifen in ca. 30 cm großen Stücken „thermisch verwertet“ (https://de.wikipedia.org...Altreifen), z.B. als Ersatz-Brennstoff in der Zementindustrie oder zur Modifizierung von Asphalt und Bitumen, sowie für die Herstellung von Kunstrasen usw.
Bei einer anderen Methode, dem „stofflichen Altreifen-Recycling“, zerlegt man die Reifen „in ihre Bestandteile, wie Gummi, Stahl, Textil“ und andere Reste. Die Bestandteile werden dann „einzeln weiter verwendet“, aber nicht verbrannt (s.o.).
Von Bedeutung ist, dass Altreifen überwachungsbedürftige Abfälle sind. Bei derartigen Abfällen müssen die Lagerung, das Sortieren, die Verwertung und der Transport zuständigen Behörden angezeigt werden und benötigen eine behördliche Genehmigung.
Wikipedia berichtet weiter: „Eine Gefahr für Mensch und Umwelt geht von den ‚Reifenfriedhöfen‘ aus, wenn diese in Brand geraten. So fingen beispielsweise im Jahr 2012 in al-Dscharah (Region Kuweit) über 5 Millionen Reifen Feuer. Die Löscharbeiten gestalten sich auf Grund der enormen Hitzeentwicklung schwierig.“
In jüngerer Zeit wurde in den Medien über einen katastrophalen Großbrand in einer Reifenfabrik in Hamburg-Harburg berichtet.
Welchen Belästigungen und Umweltgefahren für die Gesundheit sind die Wahlstedter schon jetzt ausgesetzt?
Könnte es geschehen, dass im Zuge des Weiterbaus der Autobahn A 20 das Asphaltwerk die Produktion erhöht oder expandieren will und sich im Planungsgebiet am Bahnhof ansiedelt?
Laut Pressebericht (LN) vom April 2017 jedenfalls hat der derzeitige Besitzer des früheren Asphaltmischwerks zusätzliche Liegenschaften in seinem Umfeld erworben, und zwar das ehemalige OKAL-Gelände und die frühere Kiesgrube an der Straße nach Wittenborn.
Ergänzung: Wir empfehlen die Links zu den Videos zum Thema "Brechwerke"
Mehr zum Thema: https://www.initiative-wahlstedt.de/immissionskataster-wahlstedt/