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Bringt Industrie Arbeitsplätze?

Den meisten Bürgern ist bekannt, dass wir kein Agrarland, Entwicklungsland oder Schwellenland mehr sind, sondern eine der am höchsten entwickelten Industrienationen. Diese Entwicklung ist unserem Mangel an natürlichen Bodenschätzen geschuldet.

Natürlich kann  Industrie Arbeitsplätze schaffen und  Steuergelder in die Kassen spülen. Dies ist unbestritten.

Hier sind wir jedoch bei einer vielschichtigen Fragestellung.

Manchen Bürgern scheint entgangen zu sein, dass durch den hohen Grad an Technisierung und Automatisierung in diesem Bereich immer mehr Arbeitskräfte entlassen werden müssen und dass diese Entwicklung sich verstärken wird.

Der Stand der Arbeitslosigkeit ist auf einem niedrigen Niveau, und viele Unternehmen suchen händeringend qualifizierte Arbeitskräfte, um Kundenaufträge annehmen zu können. Viele Arbeitsplätze sind also frei.

Gleichzeitig hat sich ein deutlicher Strukturwandel vollzogen, der zum starken Anwachsen verschiedenster Dienstleistungsunternehmen geführt hat, Tendenz weiter steigend. Das heißt, dass im gewerblichen Bereich viel mehr Arbeitsplätze geschaffen wurden und künftig noch geschaffen werden als in Industrieunternehmen.

Hinzu gibt es zu bedenken, dass Neuansiedler im geplanten Wahlstedter Industriegebiet zunächst einmal ihre hohen Investitionen steuerlich absetzen können. Vergessen dürfen wir ebenfalls nicht, dass große Firmen zwecks Steuerersparnis Holdings im steuerbegünstigten Ausland gründen. So gehen der Bundesrepublik, den Bundesländern und Kommunen viele Steuergelder für wichtige Vorhaben (z.B. Bildung, Forschung, Infrastruktur, Soziales) verloren.

Zusätzlich wurden und werden die öffentlichen Kassen dann noch geschröpft durch das Prinzip „Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren“ (siehe Rettung HSH-Nordbank im Gegenwert von Milliarden Euro durch die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein). Wahlstedt muss 3 Millionen Euro aufbringen, um das Gewerbe- und Industriegebiet zu entwickeln. Dadurch wird das Defizit der Stadt auf über 14 Millionen anwachsen.

So viel zum Argument, Wahlstedt und der Zweckverband Segeberg würden doch durch Industrieansiedlung für nötige Steuergelder und neue Arbeitsplätze sorgen.

Und die weitere Zersiedelung der Landschaft dient nicht dem Naturschutz und nicht unserer Lebensqualität.

Dann doch lieber mehr Arbeitsplätze durch Gewerbeansiedlung als durch schmutzige Industrie!

BEISPIELE FÜR SCHMUTZIGE INDUSTRIE: ASPHALTMISCHWERKE UND STEINBRECHANLAGEN

  • In der Holsteinstraße ist ein Steinbrechwerk im Entstehen.

Beispiel eines mobilen Steinbrechwerkes
  • Im „alten Industriegebiet“ gibt es ein Asphaltmischwerk.

Gemäß unserer Quelle (Internet) gibt es gegenwärtig in der BRD laut BImSchG (Bundesimmissionschutzgesetz) für die Genehmigung von Asphaltmischanlagen

  • kein öffentliches Verfahren und keine Antragsauslegung (§§ 4 u. 19 i.V. mit § 1 der 4. BImSchV u. Nr. 2.15, Spalte 2 des Anhangs 4. BImSchV)
  • keine Bürgerbeteiligung, Einwände, Erörterung (existiert in Belgien, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz u. Italien)
  • keine kontinuierlichen Abgasmessungen laut Gesetz (wie bei Kohlekraftwerken und Müllverbrennungsanlagen)

Da die Lärm- und Geruchsbelästigung und der Schadstoffausstoß von Asphaltanlagen hoch sein können, gibt es für die ca. 700 in der BRD betriebenen Asphaltmischwerke grundlegende umweltpolitische Forderungen:

  • Wohn-Abstandsregelungen zu Asphaltanlagen: mindestens 2 km
  • Bürgerbeteiligung/öffentliche Antragsverfahren vor Genehmigung
  • Grenzwerte gemäß 17. BImSchV und kontinuierliche Messungen
  • 3-stufige Abgasreinigungsanlage nach aktuellem Standard
  • Verwendung von maximal 25% schadstoffhaltigem Recyclingmaterial
  • Komplett eingehauste Brecheranlage mit Abgasfilteranlage
  • Geruchsimmissionsbewertung für die reale Betriebszeit (nicht umgerechnet auf das Kalenderjahr)
  • Abgasabsaugung auch für Mischer, Heißsilierung und Verladesilos
  • LKW-Schleuse mit Unterdruck
  • LKW-Beplanung noch in der Schleuse
  • EMAS-Teilnahme zum Erwerb eines EU-Zertifikats mit jährlicher Minimierung der Umweltbelastungen
  • Ständige Online-Überwachung
  • Einrichtung eines Bürger-Online-Formulars für Beschwerden beim Umweltamt

Immissionen aus Teerprodukten enthalten polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die nicht nur geruchsbelästigend, sondern auch krebserregend sind. Daher sind sie im Straßenbau und bei der Herstellung von Teerpappe seit 1984 in der BRD verboten. Allerdings sind sie oft noch in Kunststoff- und Gummiprodukten enthalten (Kinderspielzeug!) und flächendeckend im Boden nachweisbar. (wikipedia.org./wiki/polycyclische_aromatische_Kohlenwasserstoffe)

Mit diesen Altlasten müssen wir leben, und auch alte Kraftwerke geben noch solche Immissionen frei. Ebenso sind sie in Tabakrauch, Kraftstoffen und Heizöl enthalten und gelangen so in den Hausstaub.

Hier muss aber noch erwähnt werden, dass Asphaltmischwerke insbesondere dann nicht immissionsfrei sind, wenn sie Material aus der Zeit  v o r  1984 recyceln. (Viele Straßen, die jetzt sanierungsbedürftig sind, stammen aus dieser Zeit.) Außerdem: Die Kontrolle dieser Betriebe ist lückenhaft.

Wie es um das Asphaltmischwerk in Wahlstedt bestellt ist, wissen wir nicht.

Die stark giftigen und krebserregenden PAK (polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe) haben langfristige Wirkungen auf Föten und können Lungen-, Kehlkopf-, Haut-, Magen- und Darmkrebs verursachen. Auch für Organismen im Wasser sind sie hochgiftig. (Zur detaillierten Information über das Thema im Zusammenhang mit Asphaltanlagen verweisen wir auf das Internet; z.B.:

FAZIT: Asphaltmischwerke mindern unsere Wohnqualität und erhöhen unsere Umweltbelastungen und das Krankheitsrisiko, ohne dass wir dagegen juristische Handhabe haben.

Welchen Belästigungen und Umweltgefahren für die Gesundheit sind die Wahlstedter schon jetzt ausgesetzt? Lesen Sie weiter....

Qualmender Materialhaufen auf dem Gelände eines Betriebes in Wahlstedt
Qualmender Materialhaufen auf dem Gelände eines Betriebes in Wahlstedt

Könnte es geschehen, dass im Zuge des Weiterbaus der Autobahn A 20 das Asphaltwerk die Produktion erhöht oder expandieren will und sich im Planungsgebiet am Bahnhof ansiedelt?

Laut Pressebericht (LN) vom April 2017 jedenfalls hat der derzeitige Besitzer des früheren Asphaltmischwerks zusätzliche Liegenschaften in seinem Umfeld erworben, und zwar das ehemalige OKAL-Gelände und die frühere Kiesgrube an der Straße nach Wittenborn.

Bemerkung: Dieser Artikel muss noch überarbeitet und ergänzt werden.

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