Im Allgemeinen kann man sagen, dass gesunde, zusammenhängende Wälder wie eine gigantische Klimaanlage funktionieren, weil sie im Durchschnitt je Kubikmeter Holz bis zu einer Tonne Kohlenstoff speichern.
Eckehard Heisinger
Rückblick auf den Vortrag von Herrn Eckehard Heisinger am 17.10.2019 in der Wahlstedter Begegnungsstätte; hier einige Aspekte herausgepickt:
Sehr gut vorbereitet und mit einer anschaulichen Power-Point-Präsentation voller aktueller Daten, Zahlen und Informationen erschien der Diplom-Forstingenieur und Förster i.R. vor einer bunt gemischten Zuhörerschaft.
Unter den ca. 20 Zuhörern saßen neben Gästen aus Wahlstedt auch mehrere Vertreter vier verschiedener Bürgerinitiativen aus Segeberg, Wahlstedt und Reinfeld sowie Bürger aus benachbarten Gemeinden.
Gern hätten wir dem Referenten, der seinen spannenden Vortrag honorarfrei hielt, einen voll besetzten Sitzungssaal gewünscht.
Ausgehend von einer Übersicht über die verschiedenen Klimazonen der Erde und deren verschiedenartige Wälder lenkte er den Blick auf den bedenklichen Schwund der globalen Waldbestände.
Weltweit betrage heute der jährliche Waldverlust 13 Millionen Hektar; das bedeute ein Minus von umgerechnet 30 Fußballfeldern pro Minute.
Aber Wälder (und Algen) benötigt die Erde gleichermaßen zur Sauerstofferzeugung (Fotosynthese) und damit für unser Überleben.
Wälder, aber auch einzelne Solitär-Bäume, erfüllen für uns also wichtige Aufgaben. Sie binden Kohlendioxid und Wasser, verdunsten Wasser, filtern große Mengen Staub aus der Luft und sind damit die größte natürliche Klimaanlage. Das Waldinnenklima sorgt bei Hitze innerhalb und außerhalb des Waldes für eine Temperaturminderung um bis zu 10 Grad Celsius. Auch bieten sie Windschutz und mindern die Bodenerosion durch Wind und Wasser.
Weitere Aufgaben sind:
- Der Waldboden stellt einen wirksamen Trinkwasserfilter dar.
- Für den Schallschutz bieten Bäume große Wirkung.
- Im Gebirge schützen sie uns vor Schnee- und Schlammlawinen sowie Steinschlag. Bei Bedarf bieten sie uns Schutz vor intensiver Sonnenbestrahlung.
- Selbstredend bedeuten Wälder Lebensraum für viele andere Pflanzen und für eine Vielzahl unterschiedlicher Tierarten.
- Zu guter Letzt ist der Wald ein wichtiger Raum für Entspannung und Erholung.
In Deutschland gehen heute täglich 60 Hektar natürlicher Flächen (Wald, Wiesen, Heiden, Moore) verloren (für Wohnbebauung, Infrastruktur, Fabriken, Gewerbe). Da wir in Schleswig-Holstein lediglich einen Waldanteil von ca. 11% der Gesamtfläche haben, ist dieser Rückgang besonders bedrohlich. Um die angestrebte Fläche von 12% zu erreichen, müssten zumindest 15.000 bis 20.000 Hektar aufgeforstet werden.
Weitere Forderung: Adäquate Ausgleichsmengen für abgeholzte Bäume (für einen großen Baum) statt eines Ersatzes durch - nach Bundesnaturschutzgesetz §39 geregelt - einen bis fünf Bäume, sondern fünfzig (50)! neue Bäume für eine 100jährige Eiche:
Für den ökologischen Ausgleich einer 100jährigen Eiche, BHD 60 cm (ca. 2 Meter Umfang), müssten aber 3.000 bis 5.000 junge Eichen mit einem Kronenvolumen von 0,3 bis 0,5 Kubikmetern gepflanzt werden! Platzbedarf hierfür mindestens 1,0 Hektar! Und nicht nur 2 Bäume! Freikauf oder Ausgleichszahlungen sollten nicht mehr möglich sein!
Eckehard Heisinger
Und: Kontrolle dieser Maßnahmen ist erforderlich.
Artikel 20a des Grundgesetzes garantiert zwar den Schutz für uns und künftige Generationen, wird jedoch durch ausführende Gesetze und Verordnungen eingeschränkt. Dieser Sachverhalt erfordert Aufmerksamkeit und Engagement aller Bürger, um Aufsichtsgremien (oft personell unterbesetzt) zu unterstützen. Naturschutzorganisationen sind ebenfalls gefordert, jedoch mangelt es an Geld.
Scharf zu kritisieren ist, dass immer wieder der verbotene Umbruch von Wiesen vorgenommen wird. Wiesen sind wertvolle Kohlendioxid-Speicher. Man dürfe sie nur vernichten, wenn Ausgleichsflächen eingerichtet werden.
Knicks bieten neben Waldgebieten Lebensraum für viele Tierarten, ihr Bestand wurde jedoch drastisch reduziert: 1950: 80.000 km, 1990: 45.000 km.
Auch das Problem der Waldvernichtung durch zunehmende extreme Klimaereignisse (Windbruch, Dürreopfer, Parasitenbefall von Monokulturen, Waldbrände) und die Suche nach klimaresistenten Alternativ-Baumarten wurde gestreift.
Abschließend einige Fakten in Kürze zusammengefasst:
Leistungen einer hundertjährigen Eiche:
- Speichert 5000 kg Kohlendioxid
- Produziert 5000 kg Sauerstoff (Jahresbedarf von 10 Menschen)
- Saugt 50.000 l Wasser aus dem Boden und kühlt damit die Umgebung
- Filtert 1000 kg Staub und Schadstoffe aus der Luft
- Um diese Leistungen eines einzigen gefällten Baumes zu kompensieren, müssten 5.000 junge Bäume gepflanzt werden.
Aussage des Weltklimarates: "Die Erderwärmung ist nur in den Griff zu bekommen, wenn weltweit eine Milliarde Hektar Wald aufgeforstet würden."
Schließlich rät Herr Heisinger uns Bürgern, sich durch Mitgliedschaft in einem Verein, einer Stiftung oder durch Spenden für unsere Baumbestände einzusetzen, z.B. bei Organisationen wie Foresters4Future oder Plant-for-the-Planet.
Dem Vortrag folgte eine rege Diskussion, die gegen 21 Uhr endete.
VIELEN DANK, HERR HEISINGER!
Albert Holm
Hinweise der Initiative Wahlstedt: