Der Verhaltensbiologe Christopher Templeton (Pacific University, Forest Grove, US-Staat Oregon) hat die Auswirkungen von Lärm auf das Lernverhalten von Zebrafinken untersucht.
Ergebnisse: Beschallung mit Verkehrslärm führte dazu, dass die Versuchstiere bei der Futtersuche doppelt so lange brauchten wie die der Vergleichsgruppe. Sie brauchten zudem die doppelte Zeit, die Funktion eines Futterspenders zu durchschauen. Schließlich schnitten die lärmgestressten Tiere sehr schlecht ab bei der Aufgabe, den Artgenossen der Vergleichsgruppe Strategien zur Futterbeschaffung abzugucken.
Dass Lärm unsere Konzentrations- und Lernfähigkeit beeinträchtigt, kennen wir alle aus eigener Erfahrung. Lärm entwickelt sich zu einer steigenden Umweltbelastung. Gründe: Industrielle Weiterentwicklung, verdichtete Infrastruktur, Krach durch Straßen-, Wasser- und Luftverkehr.
Welche Ausmaße Lärm auf die Tierwelt im Wasser hat, beweisen auch Hunderte Forschungsarbeiten, wie das Fachblatt Science kürzlich berichtete: 80 Prozent der Studien zeigten bei Fischen und Quallen deutliche Schäden durch Lärm, bei Säugern gar bis zu 94 Prozent.
Der Zoologe Adam Brent (University of Cambridge) stellte besonders heraus, dass selbst Wirbellose durch Krach geschädigt werden. Bei Grillen z.B. beeinträchtige der Lärm oft das Finden optimaler Geschlechtspartner und damit das Entstehen vitaler Nachkommen. Auch Templeton berichtet über entsprechende Misserfolge, und zwar bei der Partnerwahl verschiedener Vogelarten.
Geforderte Konsequenzen, die auch dem Menschen dienen könnten: Mehr Ruhe für alle Lebewesen, weniger Straßenverkehr, mehr Lärmschutz, leisere Reifen, schallschluckende Straßenbeläge.
(Quelle: DER SPIEGEL 9/27.02.2021, S. 98)
UNSER KOMMENTAR:
Ergänzend zu den oben genannten Konsequenzen fordern geplagte Menschen die angemessene Berücksichtigung nachbarschaftlicher Belange bei der Verkehrsplanung sowie bei der Ansiedlung/Erweiterung von Industriebetrieben, z.B. Asphaltmischwerken, Kieswerken, Steinbrechanlagen.
Entsprechendes gilt natürlich auch für zumutbare Staub- und Geruchsbelastungen sowie Lichtemissionen (Insekten- und Fledermausschutz).