Die Probleme der weltweiten Verseuchung unseres Planeten mit Plastikmüll sind bekannt.
Zu diesem Thema beginnt diese Woche in Paris die zweite von fünf Tagungen von Umweltschützern und Interessenvertretern verschiedenster Prägung (Wissenschaftler, Gewerkschaften, Umweltverbände, Politiker, Kunststoff- und Ölproduzenten). Erklärtes Ziel der Vereinten Nationen ist, bis 2024 ein global verbindliches Abkommen zur Eindämmung der Plastikverschmutzung auf den Weg zu bringen. Die jeweiligen Staaten und Interessenvertreter wollen Einfluss nehmen, unter welchen Bedingungen die Belastung durch Kunststoffabfälle bis 2040 verringert werden soll.
Laut UN-Umweltprogramm könnte durch bereits bestehende Ressourcen die Plastikverschmutzung bis zum Zieljahr um 80 Prozent verringert werden, jedoch nur mit tiefgreifenden Veränderungen.
(Quelle: Segeberger Zeitung, 30.05.2023, S. 4)
Die Dringlichkeit radikaler Maßnahmen untermauern neue wissenschaftliche Erkenntnisse:
Das Journal of Hazardous Material Advances veröffentlichte im April 2023 eine Studie über Kunststoff-Recycling, federführend verfasst von Erina Brown (Strathclyde University, Glasgow).
Ein Forscherteam hatte das Abwasser einer modernen Recyclinganlage für Kunststoff des UK (United Kingdom) untersucht. Derartige Untersuchungen hatte es bis dato nicht gegeben. Schockierende Ergebnisse:
- Geschätzt enthielt das Abwasser bis zu 13 Prozent der Gesamtmenge an verarbeiteten Kunststoffabfällen.
- Etwa 75 Milliarden Plastikpartikel pro Kubikmeter könne das Abwasser enthalten.
- Über 80 Prozent dieser Teilchen waren kleiner als fünf Mikrometer, also ungefähr von halber Größe eines menschlichen roten Blutkörperchens.
- Auch die Luft in der Umgebung der Anlage enthielt eine hohe Konzentration von Mikroplastik.
- Überall sind diese Partikel verbreitet, auf dem Meeresgrund, im Arktiseis, im menschlichen Blut.
- Unklar ist, ob diese Teilchen gefährliche Auswirkungen haben können.
- Die Recyclinganlage birgt eine hohes Kontaminationsrisiko für die Umgebung.
Die hochmoderne Anlage erfülle vergleichsweise hohe Umweltstandards. Sie verwendet leistungsfähige Wasserfilter, welche die Schadstoffkonzentration halbiert. Vermutlich hat der Betrieb vor der Modernisierung jährlich ca. 3000 Tonnen Mikroplastik freigesetzt, heute knapp die Hälfte. Brown fordert jetzt, anderswo auf der Erde derartige Anlagen zu überprüfen und mit Filtern zu bestücken.
Mehr: (30.05.2023, in englischer Sprache)
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Mehr: (30.05.2023)
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